02.02.2006
Ein umfangreiches Programm erwartete die Teilnehmer der gestrigen 6. Sitzung des Nachbarschaftsbeirats. Vier Vorträge sollten der Information der Teilnehmer dienen. Im Mittelpunkt standen drei Vorträge zur verkehrlichen Situation sowie ein Gutachten zu den Auswirkungen einer Bahnerweiterung auf Wirtschaft und Siedlung im Flughafenumland.
Das von der BulwienGesa AG vorgetragene Gutachten zu den Auswirkungen auf Siedlung und Wirtschaft enthielt einige interessante Annahmen:
Zunahme der Arbeitsplätze im Untersuchungsgebiet bis 2020:
- Im Planungsfall: 51.900 (+16,3 %)
- Im Prognosenullfall: 36.200 (+11,2 %)
- Zunahme der Einwohner im Umland bis 2020:
- Im Planungsfall: 66.000 (+12,5 %)
- Im Prognosenullfall: 51.800 (+09,8 %)
Der erhöhte Bedarf an Flächen für Arbeitsplätze und Wohnraum aufgrund des Zuwachses werde zu keinen Engpässen führen, vielmehr bestünden auch über 2020 hinaus weitere Entwicklungsmöglichkeiten in der Region.
Das Verkehrsgutachten der TransVer GmbH prognostizierte bis 2020 eine erhebliche Zunahme des Individualverkehrs, unabhängig vom Bau einer dritten Bahn. Der Ausbau und der Neubau von Straßen ist danach unumgänglich, um den Verkehr um den Flughafen aufzunehmen. Für den Prognosenullfall geht das Gutachten davon aus, dass sich die Anzahl der Kfz-Fahrten pro Tag von 69.000 auf 97.000 erhöhen wird. Eine erwartete Steigerung um 41 %. Beim Bau der 3. Start- und Landebahn sieht das Gutachten eine Erhöhung auf 110.000. Das sind 14 % mehr als im Prognosenullfall.
Im Planungsfall rechnet die TransVer GmbH gegenüber dem Prognosenullfall vor allem mit Verkehrszunahmen auf der Zentralallee, der Erdinger Allee und auf der ST 2580 (FTO) nördlich der Erdinger Allee. Das stark steigende Verkehrsaufkommen auf den undesfernstraßen ergebe sich im wesentlichen infolge der allgemeinen Verkehrsentwicklung und nicht aus steigendem Flughafenverkehr. Folgende Empfehlungen – unabhängig vom Ausbauvorhaben – gab das Gutachterbüro, um die Erreichbarkeit des Fughafens in der Zukunft sicherzustellen:
Straßenbau:
- Ausbau der Erdinger Allee, Bau der 388a, Fertigstellung der St 2580 (FTO)
- Ausbau der A 92, A 94, A 99 Ostring
- Anbindung an den Raum Südostbayern von der A 94 über die ST 2331 / B 388 / FTO
- Umfahrung Freising (B 301), Westtangente Freising, Nordumfahrung Erding
Schiene:
- Anbindung des Flughafens an den Münchner Hauptbahnhof (Transrapid)
- Erdinger Ringschluss (S-Bahn)
- Neufahrner Gegenkurve
- Ausbau der Bahnstrecke München-Mühldorf-Freilassing mit Walpertskirchner Spange
Ministerialrat Schütz von der Obersten Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern erläuterte den Sachstand der die Flughafenregion betreffenden Straßenbauprojekte. Er verwies auf die bereits durchgeführten Ausbauten der A9 und auf kurz bevorstehende Ausbaumaßnahmen, insbesondere den Baubeginn des Overfly des Autobahnkreuzes Neufahrn (Baubeginn nach der Fußball-WM) und die Bauabschnitte vier und sechs der FTO. (Baubeginn bis Mai 2006).
Zum Sachstand des Schienenausbaus nahm Ministerialdirigent Wellner vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie Stellung. Hierbei betonte er, dass der Schienenausbau nur in der Gesamtheit der Projekte sinnvoll sei. Dies werde auch in den Bundesbehörden erkannt. Man sei in Verhandlungen, damit das Gesamtprojekt auf den Weg gebracht werden könne.
Ministerialdirektor Scholl vom Bundesministerium für Verkehr und Mitglied des Aufsichtsrats der Flughafen München GmbH betonte, dass er, soweit ihm das möglich sei, sich für die Belange der Region einsetzen werde. Der Bund sei sich seiner Verantwortung bewusst. Gleichzeitig brachte er erste gute Nachrichten. Die Gelder für den Ausbau der B388a (16,1 Mio. Euro) und die B301 (13,2 Mio. Euro) seien im Bundeshaushalt verankert. Auch für den baldigen sechsstreifigen Ausbau der A92 zwischen Neufahrn und Feldmoching könne man optimistisch sein.
Im Nachbarschaftsbeirat bestand Einigkeit, dass eine bessere Verkehrsanbindung unabhängig vom Bau einer dritten Start- und Landebahn seit langem überfällig sei. Der Nachbarschaftsbeirat beauftragte den Arbeitsausschuss, einen entsprechenden Forderungskatalog zu erarbeiten. Dabei sollen wichtige, individuelle Anliegen der Mitglieder berücksichtigt werden. Diese sollen innerhalb von drei Wochen dem Arbeitsausschuss gemeldet werden.
Es wurden Stimmen laut, dass die Umlandgemeinden finanziell durch die Erhebung eines "Umwelttalers" bei den Flugpassagieren, entlastet werden müssen. Auch dieser Vorschlag wurde an den Arbeitsauschuss mit der Bitte um Prüfung verwiesen.
Der Nachbarschaftsbeirat ist der Meinung, dass die ihm zu seiner Vorinformation vor den Sitzungen zugesandten Unterlagen erst nach ihrer Vorstellung und Diskussion in dem Gremium Grundlage einer Diskussion in der Öffentlichkeit sein sollen. Er beschloss entsprechendes auf der Grundlage seiner Geschäftsordnung.
Die nächsten Sitzungen des NB finden statt am 29. März 2006 mit dem Gutachten zur Konfigurationsanalyse und am 05. April 2006 zu den Ergebnissen der Beratungen des Arbeitsausschusses zu Verkehrsfragen.